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Künstlerischer Durchbruch

Der künstlerische Ruf des jungen Bildhauers drang über den Flecken Schwartau hinaus in die damalige Residenzstadt Eutin.
Hier bereitete man eine Feier zum 100. Geburtstag des berühmten Sohnes der Stadt, Carl Maria von Weber *), des im Jahre 1786 in Eutin geborenen Komponisten, vor. Höhepunkt der Weber-Feier sollte die Enthüllung eines Denkmals für den anerkannten Tonschöpfer sein.

Ausschnitt: Originalaufnahme von der Aufstellung des Carl-Maria-von-Weber-Denkmals im Jahre 1890. Am Denkmal rechts:Der Künstler Die Verwirklichung des Denkmalplanes wurde einem Komitee übertragen, in dem Einmütigkeit darüber herrschte, daß der große Meister der Musik nur durch ein monumentales Kunstwerk geehrt werden könnte.In einem in alle Welt verschickten Aufruf wurden alle Freunde der Weberschen Musik davon unterrichtet, daß die Ehrung in seiner Geburtsstadt Eutin mit der Errichtung eines Standbildes erfolgen sollte. Aber dreieinhalb Jahre Vorarbeit mußten vergehen, bis die erforderlichen Mittel für das geplante Carl-Maria-von-Weber-Denkmal beisammen waren.
Auch Paul Peterich bewarb sich als erst 24jähriger mit einem Modell an dem ausgeschriebenen Wettbewerb. Der Ausschuß entschied sich im Jahre 1887 für den Entwurf des jungen aufstrebenden Künstlers aus Schwartau, der damals in Berlin studierte. Sein Tonmodell wurde in Eutin zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt. Paul Peterichs junges Talent wurde allgemein gepriesen und vor allem der hinzugezogene feinsinnige Gelehrte und Kunstfreund Rochus Freiherr von Liliencron *), Germanist und Musikforscher aus Kiel und Ehrenpräsident des Weber-Komitees in Eutin, machte sich zum Sprecher für dieses überzeugende Werk des jungen Peterich. Er erreichte, daß die Versammlung diesen Entwurf zur Ausführung annahm.
Abb. rechts Ausschnitt: Originalaufnahme von der Aufstellung des Carl-Maria-von-Weber-Denkmals im Jahre 1890. Am Denkmal rechts:Der Künstler"

Der junge Künstler konnte nach diesem überraschenden Erfolg der Versammlung nur in großer innerer Erregung danken.
An den Vorbereitungen zur Schaffung des Carl-Maria-von-Weber-Denkmals war auch die 1804 gegründete und heute noch bestehende »Eutiner Literarische Gesellschaft« beteiligt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, »das Interesse an allen Fragen des geistigen und künstlerischen Lebens wachzuhalten und zu fördern«. Sie ernannte Paul Peterich lt. Versammlungsprotokoll vom 6. Februar 1888 einstimmig zu ihrem Ehrenmitglied.

Das fertiggestellte Denkmal, Aufnahme von 1890 Der in rascher künstlerischer Entwicklung befindliche junge Bildhauer verwarf aber seinen ersten Entwurf nahezu völlig. So veränderte er für den Guß die beiden wichtigsten Bronzen des Denkmals, die Büste des Komponisten und die Figur der Muse. Bei der Büste hatte sich Peterich um einen lebenswahren Ausdruck bemüht und die Gesichtszüge des Dargestellten auf über hundert Bildnissen, Skizzen und Büsten studiert. Ein Abguß seiner ersten Version ist im Museum der Stadt Bad Schwartau vorhanden, so daß heute noch ein Vergleich beider Ausführungen möglich ist. Den ersten Entwurf der Muse ersetzte er durch eine lebendigere Gestalt. noch junger, aber hervorragend begabter Bildhauer«, mit einer weiblichen Figur und einer Kindergruppe zum Weber-Denkmal auf der diesjährigen Berliner Kunstausstellung meisterhaft vertreten ist und mit der »Ehrenvollen Erwähnung« ausgezeichnet wurde. Die nachträgliche Veränderung des angenommenen Entwurfes bereitete er geschickt durch entsprechende positive Gutachten seiner Lehrer vor.
Abb. rechts: Das fertiggestellte Denkmal, Aufnahme von 1890

Es gab zwar noch ein Hin und Her im Streit um die Standortfrage, doch wurde dieser schließlich dadurch beigelegt, daß der Eichenhain an der Lübecker Straße, der von nun an »Weberhain« heißen sollte, als Standort für das Denkmal bestimmt wurde (21). Für die Einweihung des Denkmals am 1. Juli 1890 veranstaltete die Stadt Eutin ein »Weber-Fest«, ein Musikfest, mit dem die kleine Residenz zeigen wollte, daß sie das bedeutende Denkmal auch verdiene. An den Feierlichkeiten nahm der junge Schöpfer des Denkmals als Ehrengast teil.

Die Portraitb&uumL;ste von Carl Maria von Weber
Abb. rechts: Die Portraitbüste von Carl Maria von Weber

von Weber Denkmal die Muse Polyhymnia Zwei Jahre hatte Paul Peterich an diesem Werk, dem Carl-Maria-von-Weber-Denkmal,gearbeitet. Ein hoher Obelisk mit dem Namen des Geehrten trägt die überlebensgroße Büste des Komponisten. An der Vorderseite des Sockels eine sitzende Frauengestalt, die Vollfigur der Muse Polyhymnia mit einer Leier in der Hand, die Musik versinnbildlichend, an der Rückseite eine musizierende Kindergruppe. Diese beiden Bronzen deuten auf die hohe Kunst des Geehrten hin.

Abb. rechts: von Weber Denkmal die Muse

Der verwaiste Platz der Muse Polyhymnia am Weber-Denkmal 1988 Die Büste von Carl Maria von Weber ist, als »künstlerisch besonders hochwertig« eingestuft, der Buntmetallsammlung im Kriegsjahr 1943 entgangen und uns somit glücklicherweise erhalten geblieben. Sie kündet noch heute vom unbestrittenen Künstlertum des Schwartauer Bildhauers. Die allegorischen Figuren aber gingen verloren. Damit wurde aber auch die grundlegende Idee Peterichs für dieses Denkmal zerstört. Insbesondere ist die Bronze der Muse Polyhymnia, als Verkörperung der Musik und des Gesangs, ein großer Verlust. Nachdem die Eutiner ihr Denkmal zur Feier des 200. Geburtstages von Carl Maria von Weber im Jahre 1986 wieder würdig gestalteten, sollten sie ihre weiteren Bemühungen darauf richten, dem demontierten Denkmal 45 Jahre danach auch diese fehlenden Bestandteile zurückzugeben.

Abb. rechts: Der verwaiste Platz der Muse Polyhymnia am Weber-Denkmal 1988